Singularisierung
Die Gesellschaft der Singularitäten
In der Spätmoderne findet eine grundsätzliche Transformation der Moderne statt: Sie wird zu einer Gesellschaft der Singularitäten. Diese prämiert und fördert anstelle des bloßen ‚Allgemeinen’, des Standardisierten und Durchschnittlichen, das ‚Besondere’, das einzigartig Erscheinende. Die Singularisierung, das heißt die soziale Fabrikation von Einzigartigkeiten, wird so zum zentralen Prinzip der Strukturierung von Dingen und Menschen, von Räumen und Zeiten, selbst von Kollektiven. Dies gilt für die Ökonomie und die Arbeitswelt wie für die digitale Welt, für den Lebensstil der neuen Mittelklasse, die Stadtentwicklung und die Politik. Welche Strukturen sind der Gesellschaft der Singularitäten eigen, was treibt sie voran und welche sozialen Folgen hat sie?
Prof. Dr. Andreas Reckwitz
Andreas Reckwitz, ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina. Er ist regelmäßiger Gastprofessor an der Universität St. Gallen, Mitglied des Beirats 'Bildung und Diskurs' des Goethe Instituts und Autor zahlreicher Bücher zur Kulturtheorie der Moderne und Spätmoderne. Auszeichnung mit dem Preis "Geisteswissenschaften International" des Börsenvereins des dt. Buchhandels und mit der Opus magnum-Förderung der Volkswagen-Stiftung. Wichtigste Buchveröffentlichungen: Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung, Suhrkamp 2012 (englisch Polity 2017); Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Suhrkamp 2017.
Colloquium
Prof. Dr. Andreas Reckwitz (Kultursoziologie, Europa-Universität Viadrina)
Prof. Dr. Peter Schneemann (Kunstgeschichte, Universität Bern)
Datum: 08.12. 2017
Zeit: 10:15 - 17:00 Uhr
Raum: Universität Bern, Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-111
ECTS: 1.5
Anmeldung: Bis 30. Sept., 2017 an toggweiler@wbkolleg.unibe.ch und in KSL: https://www.ksl.unibe.ch/ (Login mit UniBe account, Suche mit Titel)
Für Doktorierende und fortgeschrittene Masterstudierende der Universität Bern
Das Kolloquium besteht aus zwei Teilen: Zunächst werden auf Grundlage des Vortrages und der Lektüre verschiedene Aspekte, Ansätze und Perspektiven von ‚Singularisierung’ diskutiert und einander gegenübergestellt. Daraufhin haben ReferentInnen im zweiten Teil die Möglichkeit, in Kurzreferaten (max. 20 Min.) Fallbeispiele aus ihren Forschungsprojekten in Verbindung mit dem Kernkonzept zu setzen und zur Diskussion zu stellen. In einem interdisziplinären Austausch soll auf diese Weise die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept ‚Singularisierung’ für die jeweiligen Forschungsarbeiten fruchtbar gemacht werden.
Pflichtlektüre: Reckwitz, Andreas 2012: Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung, S. 313- 343 / Reckwitz, Andreas 2016: Die Transformation der Sichtbarkeitsordnungen, in: Kreativität und soziale Praxis, S. 271- 283.