Performativität und Performance:
Kulturwissenschaftliche Perspektiven
Performativität ist ein Schlüsselbegriff der Geistes- und Kulturwissenschaften. Leitend ist die Annahme, dass kulturelle Prozesse und Phänomene Wirklichkeit hervorbringen. Die Forschungsperspektive verlagert sich damit vom Artefakt auf die Prozesse und Dynamiken des Produzierens. Damit eröffnet der Begriff der Performativität für verschiedene Forschungsfelder und Disziplinen – beispielsweise von der Sprachphilosophie als Frage nach Sprechakten, über die Theaterwissenschaft als Frage nach der Aufführung von theatralen oder rituellen Handlungen bis hin zu den Gender Studies als Frage nach der Konstruktion von Geschlechtlichkeit neue methodische Perspektiven. Jene vielgestaltige Verwendbarkeit des Begriffs ist aber zugleich auch ein Problem, markiert sie doch auch seine Unbestimmtheit. Im Vortrag wird es darum gehen den „performative turn“ der Kulturwissenschaften hinsichtlich seiner Produktivität für interdisziplinäre Fragenstellung nachzuvollziehen und kritisch reflektieren und anhand theaterwissenschaftlicher der Probenforschung paradigmatisch zu exemplifizieren.
Prof. Dr. Annemarie Matzke
Professorin für Experimentelle Formen des Gegenwartstheaters an der Stiftung Universität Hildesheim und Mitglied des Performances-Kollektivs She She Pop. Forschungsgebiete: Theorie und Geschichte der Probe, Schauspielformen, Performance Art und Improvisation. Veröffentlichungen: Auftritte – Strategien des In-Erscheinung-Tretens (gemeinsam mit Ulf Otto und Jens Roselt) (Bielefeld 2015); Arbeit am Theater – eine Diskursgeschichte der Probe (Bielefeld 2012); Das Buch der Angewandten Theaterwissenschaft (gemeinsam mit Isa Wortel-kamp und Christel Weiler) (Berlin 2012).
Kolloquium Performativität
Prof. Dr. Annemarie Matzke, Universität Hildesheim
Prof. Dr. Christina Thurner, Universität Bern
Datum: 02. Dezember 2016
Zeit: 09:15 - 17:00 Uhr
Ort: Universität Bern, Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-111
Für Doktorierende und ggf. fortgeschrittene Masterstudierende der Universität Bern
Das Kolloquium besteht aus zwei Teilen: Zunächst werden auf Grundlage des Vortrages und der Lektüre verschiedene Aspekte, Ansätze und Perspektiven von ‚Performativität’ dis-kutiert und einander gegenübergestellt. Daraufhin haben ReferentInnen im zweiten Teil die Möglichkeit, in Kurzreferaten (max. 20 Min.) Fallbeispiele aus ihren Forschungspro-jekten in Verbindung mit dem Kernkonzept zu setzen und zur Diskussion zu stellen. In einem interdisziplinären Austausch soll auf diese Weise die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept ‚Performativität’ für die jeweiligen Forschungsarbeiten fruchtbar gemacht werden.
Prof. Dr. Christina Thurner
Prof. Dr. Christina Thurner ist Professorin für Tanzwissenschaft am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Tanzgeschichte und -ästhetik vom 18. bis 21. Jahrhundert, Zeitgenössischer Tanz und Performance, Historiografie, Tanzkritik. Buchveröffentlichungen: Tanzkritik. Materialien (1997-2014), Zürich: Chronos 2015; Beredte Körper – bewegte Seelen. Zum Diskurs der doppelten Bewegung in Tanztexten, Bielefeld: Transcript 2009; Original und Revival. Geschichts-Schreibung im Tanz, hg. mit Julia Wehren, Zürich, Chronos 2010.
Organisation und Kontakt:
Dr. des. Michael Toggweiler mike.toggweiler@unibe.ch
Anmeldung:
Bis zum 15. Oktober 2016 an mike.toggweiler@unibe.ch