"Wer mit Sanktionen zu uns kommt, wird unsere Sanktionen zu spüren bekommen!" Geschichtspolitik und kollektive Erinnerung in Russland nach 1991
Im Jahr 2008 wurde der mittelalterliche Fürst Alexander Nevski in einer landesweiten Umfrage in Russland zur bedeutendsten Person der Geschichte des Landes gewählt. Der Held aus dem 13. Jahrhundert ist bei orthodoxen Christen genauso populär wie bei Nationalisten und Anhängern der alten sowjetischen Ordnung. Wie lässt sich die Integrationskraft dieser historischen Figur erklären? Was sagt sie aus über Geschichtspolitik und kollektive Erinnerung im heutigen Russland? Am Beispiel Alexander Nevskis werden Grundzüge der Erinnerungskultur in Russland nach 1991 skizziert und Konzepte zur Erforschung des kulturellen Gedächtnisses bzw. kollektiver Erinnerung erläutert.
Frithjof Benjamin Schenk
Frithjof Benjamin Schenk ist Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Basel. Er studierte Ost- und Südosteuropäische Geschichte, Neuere Geschichte und Volkswirtschaftslehre in Marburg, St. Petersburg und Berlin. 2002 promovierte er an der FU Berlin mit einer Arbeit über die Erinnerungsgeschichte des russischen Nationalheiligen Alexander Nevski. Von 2003 bis 2011 war er wissenschaftlicher Assistent an der LMU München, wo er sich 2010 mit einer Arbeit über geografische Mobilität und sozialen Raum im Eisenbahnzeitalter in Russland habilitierte. Seit 2011 lehrt er an der Universität Basel. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Erinnerungsgeschichte in Osteuropa, die vergleichende Imperiengeschichte und die Geschichte sozialer Räume und imaginierter Geographien (mental maps).
Kolloquium Kollektive Erinnerung
Prof. Dr. Frithjof Benjamin Schenk, Universität Basel
Prof. Dr. Julia Richers, Universität Bern, Moderation
Datum: 16. Oktober 2015
Zeit: 11:30 - 12:30 / 14:00 - 18:00 Uhr
Ort: Universität Bern, Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F013
Julia Richers
Julia Richers geboren 1975 in Basel. Studium der Osteuropäischen Geschichte und Anglistik in Budapest und Basel. Studienabschluss 2001 mit der Lizentiatsarbeit "Der Pester israelitische Frauenverein 1866-1914. Ein Beitrag zur jüdischen Frauen- und Geschlechtergeschichte aus kulturwissenschaftlicher Perspektive". Von 2001 bis 2010 wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Osteuropäische und Neuere Allgemeine Geschichte bei Prof. Dr. Heiko Haumann. Promotion 2005 mit der Doktorarbeit "Jüdisches Budapest. Kulturelle Topographien einer Stadtgemeinde im 19. Jahrhundert". Das Interesse an Raumtheorien, Peripherien und Ent-Grenzungen führte zu einem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Habilitationsprojekt zum Thema "Kosmos- und Raumfahrtfieber in der Sowjetunion zwischen Technikkult und sozialen Utopien". 2013 Habilitation und Venia in Neuerer Allgemeiner und Osteuropäischer Geschichte. Von 2013 bis 2014 Dozentin für Geschichte Osteuropas sowie Studienleiterin der Osteuropa-Studien an der Universität Bern. Archiv- und Forschungsaufenthalte in Budapest, Kaluga, Moskau, Paris und Wien. Seit 1. Januar 2015 ordentliche Professorin für Neueste Allgemeine und Osteuropäische Geschichte an der Universität Bern.