Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Kommunikation

Kommunikation

Donnerstag, 04.12.2014, 18:15 Uhr

Prof. Dr. Sybille Krämer, Freie Universität Berlin

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Reihe Interdisziplinäre Vorlesungen und Kolloquien zu Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Sybille Krämer, Freie Universität Berlin
Datum: 04.12.2014
Uhrzeit: 18:15 - 19:30 Uhr
Ort: Hörsaal F021
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Das Wort ‚Kommunikation‘ führt ein Doppelleben: ‚Kommunikation‘ bedeutet sowohl die interpersonale, zumeist am reziproken Dialog orientierte Verständigung wie auch die technische Signalübertragung, die nicht reziprok, vielmehr unidirektional und asymmetrisch ist: Nicht der Dialog, sondern die Dissemination (Ausstreuung, Verbreitung) ist das Ziel. Fragt man nach der Rolle von Medien in beiden Ansätzen, so fällt diese höchst verschieden aus: Für das Verständigungsmodell sind Medien randständige Vehikel, die der Unmittelbarkeit und Spontaneität des Dialogischen eher abträglich sind. Für das Übertragungsmodell jedoch sind Medien unverzichtbar: Sie überbrücken zeitliche/räumliche Differenzen, ohne dabei die überbrückten Entfernungen zu annullieren. Vom personalen Prinzip der Verständigung ist also das postalische Prinzip der Übertragung abzuheben und es scheint kein Zweifel daran zu geben, dass für die Geistes und Sozialwissenschaften das verständigungsorientierte Kommunikationsmodell leitend ist bzw. sein sollte.

Der Vortrag will dieses – zuerst einmal plausible und eingängige Bild - revidieren, indem die kreative Rolle von Übertragungsprozessen und damit des ‚postalischen Prinzips‘ in der Kultur herausgearbeitet bzw. rehabilitiert wird. Der Ansatzpunkt dazu bildet das ‚Botenmodell der Kommunikation‘, in welchem Dialog und Dissemination als zwei komplementäre Aspekte von Kommunikation entfaltet werden. Doch wie kann die kulturelle Bedeutung des ‚postalischen Prinzips‘ gesichert werden, ohne dass diese Art von Medien- und Kommunikationstheorie einem ‚Apparate-Apriori‘ und einem technischem Fundamentalismus huldigt?

Sybille Krämer

Sybille Krämer studierte Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften in Hamburg und Marburg, wo sie von 1982 bis 1989 Hochschulassistentin von Oswald Schwemmer war. Nach Promotion 1980 (Marburg) und Habilitation 1988 (Düsseldorf) ist sie seit 1989 Professorin am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. 2001 und 2004 erhielt sie Rufe an die Universität Hannover bzw. an die Universität Wien, darüber hinaus hatte sie Gastprofessuren in Tokyo, Zürich, Luzern, Graz, sowie an der TU Wien und am Max Reinhardt Seminar - Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien inne. Sie war als research fellow am Balliol College der Oxford University (1989) tätig, sowie am Internationalen Forschungsinstitut für Kulturwissenschaften Wien (2010/11) und am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie Weimar (2012). Ein weiteres fellowship im Rahmen der DFG-Kollegforschergruppe „Medienkulturen der Computersimulation“ an der Leuphana Universität Lüneburg folgt ab Oktober 2014. Von 2000 bis 2006 war sie Mitglied des Wissenschaftsrates, dessen Akkreditierungsausschuss sie von 2003 bis 2006 leitete. Im Zeitraum von 2006 bis 2008 war sie permanent fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin sowie Mitglied im Scientific Panel des European Research Council Brüssel (2007 - 2014). Sie war von 2008 bis 2014 Sprecherin des DFG-Graduiertenkollegs „Schriftbildlichkeit“ und ist seit 2010 Mitglied im Senat und Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Forschungsschwerpunkte: Philosophischer Rationalismus; Theorie des Geistes und des Bewusstseins; Sprachphilosophie; Medientheorie unter besonderer Berücksichtigung von Stimme, Schrift und Diagrammatik; Theorie des Performativen; Symbolische Maschinen, Computer und die Kulturtechnik der Formalisierung

Kolloquium Kommunikation

Prof. Dr. Sybille Krämer, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Simona Boscani Leoni, Universität Bern

Datum: 05.12.2014
Zeit: 09:15 - 16:30 Uhr
Ort: Universität Bern, Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F013

Simona Boscani

Simona Boscani Leoni studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Lateinische und Italienische Literatur in Bologna. 2003 Promotion in Geschichte/Kunstgeschichte des Mittelalters in Paris. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, ETH; am Istituto di Storia delle Alpi, Università della Svizzera Italiana, Lugano. Seit 2005 ist sie Leiterin eines SNF-Forschungsprojekts über die unveröffentlichte Korrespondenz von Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733), in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kulturforschung Graubünden, dem Laboratorio di Storia delle Alpi (Università della Svizzera italiana) und der Zentralbibliothek Zürich. Lehraufträge in Aix-en-Provence, Marseille, Heidelberg; Gastprofessorin an der EHESS Paris. Als Förderprofessorin am Institut für Geschichte der Universität Bern arbeitetet sie an einer Habilitation über die frühneuzeitliche Naturforschung. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind mittelalterliche Geschichte und Kunstgeschichte, besonders des Alpenraums, sowie Wissens- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit.