Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Wissen

Wissen

Mittwoch, 19.10.2011, 16:15 Uhr

Prof. Dr. Philipp Sarasin, Universität Zürich

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Reihe Interdisziplinäre Vorlesungen und Kolloquien zu Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Philipp Sarasin, Universität Zürich
Datum: 19.10.2011
Uhrzeit: 16:15 - 17:45 Uhr
Ort: Raum F023
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Wissen

Im sapere aude der Aufklärung war „Wissen“ noch ein normativ gefasstes Ziel und das wichtigste Mittel, sich aus der auch politisch verstandenen Unmündigkeit zu entwinden. Im 19. Jahrhundert wurde Wissen für das bildungsstolze Bürgertum zum Distinktionszeichen und für die Arbeiterbewegung zum Emanzipationskonzept, um dann im 20. Jh. zur selbstverständlichen Grundlage der Massenbildung zu werden. Wissen wurde, als wichtige Ressource der Industriegesellschaft, zur Produktivkraft, die durch den Ausbau des Systems höherer Schulen und Bildungsanstalten bewirtschaftet wurde. In den letzten Jahren ist „Wissen“ zu einem immer häufiger verwendeten catch word in den Kulturwissenschaften geworden.

In dieser reflexiven Wendung soll untersucht werden, welche Genese, Form, Erscheinungsweise und Funktion Wissen in modernen Gesellschaften hat. An die Stelle der Selbstverständlichkeit des Wissens rückt in dieser Perspektive die epistemologische Frage nach den diskursiven, medialen und technischen Voraussetzungen von Wissen, nach seinen Produktionsverhältnissen, seinen Akteuren
und Begründungsformen.

Der Vortrag soll dazu dienen, dieses neue Konzept von „Wissen“ zu umreissen und auf seine analytischen Potentiale in den Kultur- und Sozialwissenschaften zu befragen.

Philipp Sarasin

Philipp Sarasin ist Professor für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich, Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, und Gründungsmitglied des Zentrums „Geschichte des Wissens“ der Universität Zürich. Arbeitsgebiete: Geschichte des Wissens, Geschichte des Kalten Krieges, Theorie der Geschichtswissenschaft, Stadtgeschichte, Körper- und Sexualitätsgeschichte. Wichtigste Publikationen: Evolution. Ein interdisziplinäres Handbuch (2010, hg. zusammen mit M. Sommer), Darwin und Foucault. Genealogie und Geschichte im Zeitalter der Biologie (2009), Bakteriologie und Moderne. Studien zur Biopolitik des Unsichtbaren 1870-1920 (2006, (hg. zusammen mit S. Berger et al.), Michel Foucault zur Einführung (42010 (2005)), „Anthrax”. Bioterror als Phantasma (2004, amerikanische Ausgabe 2006), Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse (2003), Reizbare Maschinen. Eine Geschichte des Körpers 1765-1914 (2001), Physiologie und industrielle Gesellschaft. Studien zur Verwissenschaftlichung des Körpers im 19. und 20. Jahrhundert (1998, hg. zusammen mit J. Tanner), Stadt der Bürger. Bürgerliche Macht und städtische Gesellschaft, Basel 1846–1914 (21997 (1990), franz. Ausgabe 1998).

Kolloquium Wissen

Prof. Dr. Philipp Sarasin, Universität Zürich

Datum: 20. Oktober 2011
Zeit: 09:30 - 16:30 Uhr
Ort: Universität Bern, UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A-124