Öffentlicher Vortrag "Reinhart Koselleck und die Interdisziplinarität der Begriffe"
Reinhart Koselleck hat, wie kein zweiter Historiker, die methodischen Fragen der Begriffsgeschichte reflektiert. Die Methodenreflexion war eng verbunden mit der begriffsgeschichtlichen Praxis für das Lexikon der Geschichtlichen Grundbegriffe. Der dort verfolgte Ansatz einer sozialhistorischen Begriffsgeschichte ist allerdings in den zurückliegenden Jahren historisiert worden. Das Interesse an einer Begriffsgeschichte des 20. Jahrhunderts oder der jüngeren Zeitgeschichte war zugleich verbunden mit einer neuen Methodenreflexion. Speziell seitens von Vertreterinnen und Vertretern der Kulturwissenschaften und der Wissens(chafts)geschichte wurde die Interdisziplinarität von Grundbegriffen herausgestellt und für eine Erweiterung der Begriffsgeschichte zur historischen Semantik plädiert, die sich auch den vielfältigen Formen nichtsprachlicher Bedeutungsproduktion widmet. Der Vortrag geht zunächst auf Kosellecks Verständnis von Grundbegriffen ein, rekonstruiert dann Stationen der Kritik an Koselleck und entfaltet anschließend das Konzept einer interdisziplinären Begriffsgeschichte.
12. März 2024, 16:15-17:45Uhr
Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F023
PD Dr. Falko Schmieder
1994-2000 Studium der Kommunikationswissenschaften, Politikwissen- schaft, Soziologie und Philosophie an der TU Dresden, der Humboldt-Universität zu Berlin und an der FU Berlin. 2003-2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Projekt: Feuerbach-Gesamtausgabe). Promotion 2004 an der FU Berlin (summa cum laude). Seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin. WS 2007/08-2008/09 Gastprofessur in Vertretung des Faches Kommunikationsgeschichte/ Medienkulturen an der FU Berlin. 2017 Habilitation im Fach Kulturwissenschaft an der HU Berlin. Seit 2022: Mitherausgeber des Lexikons: Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Praxis der Begriffsgeschichte,Wissenschaftsgeschichte,
Geschichte des Marxismus / Kritische Theorie, Theorien der Moderne, Politische Ökologie, Zeitkonzepte, Antisemitismus.
Kolloquium
13.03.2024, 10:15 – 17:00 Uhr
Unitobler, Lerchenweg 36, Raum F-114
Das Kolloquium besteht aus zwei Teilen: Zunächst werden auf Grundlage des Vortrages und der Lektüre verschiedene Aspekte, Ansätze und Perspektiven des Kernkonzepts diskutiert und einander gegenübergestellt. Daraufhin haben Referent*innen im zweiten Teil die Möglichkeit, in Kurzreferaten (max. 20 Min.) Fallbeispiele aus ihren Forschungsprojekten in Verbindung mit dem Kernkonzept, dem Vortrag und den Pflichttexten zu setzen und zur Diskussion zu stellen.
In einem interdisziplinären Austausch soll auf diese Weise die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept «Begriff’» und verwandter Konzepte für die jeweiligen Forschungsarbeiten fruchtbar gemacht werden.
Lektüre (online auf Ilias)
• Reinhart Koselleck: Revolution als Begriff und als Metapher. Zur Semantik eines einst emphatischen Worts, in: ders., Begriffsgeschichten. Studien zur Semantik und Pragmatik der politischen und sozialen Sprache, Frankfurt/M. 2006, S. 240-251.
• Reinhart Koselleck: Stichwort: Begriffsgeschichte, in: ders., Begriffsgeschichten, S. 99-102.
• Irmline Veit-Brause: Die Interdisziplinarität der Begriffsgeschichte als Brücke zwischen den Disziplinen, in: Gunter Scholtz (Hg.), Die Interdisziplinarität der Begriffsgeschichte, Archiv für Begriffsgeschichte Sonderheft 1, Hamburg 2000, S. 15-30.
• Ernst Müller, Falko Schmieder, Begriffsgeschichte zur Einführung, Hamburg 2020, Kapitel 3 und 4 (S. 50-78).
Moderation
Prof. Dr. Bénédicte Vauthier (Institut für Spanische Sprache und Literatur, Universität Bern)
Prof. Dr. Nicolas Detering (Institut für Germanistik, Universität Bern)
ECTS
Pflicht- oder Wahlpflicht-bereich ICS / Wahlpflicht-bereich GS, SLS, SINTA
Offen für (Post-)Doktorierende und fortgeschrittene Masterstudierende der Universität Bern.
Sprache
Deutsch
Anmeldung
via KSL und E-Mail an michael.toggweiler@unibe.ch